Zum
Schluße lasse ich noch einen Brief folgen, den der im
Jahre 1853 ..ausgewanderte, damals noch ledige Bauer Johann
Georg Theurer im Jahre 1880 seiner Mutter nach Hause schrieb.
Er wurde mir von Dorothea Götz, in Schömberg als
"Götzen-dorle" bekannt, zur Abschrift
überlassen. Dem Briefbogen nach hat er es offenbar zu
etwas gebracht, denn der gedruckte Briefkopf trägt
folgende Branchen: Groß- und Einzelhandel in Gemüsen
und getrockneten Früchten und eine Agentur für die
Deutsche Loyd Dampf-Schiffahrtsgesellschaft.
Wie
schade und bedauerlich ist es, daß all die vielen Briefe
von der neuen Heimat und Welt so wenig beachtet und statt
sorgfältig aufbewahrt, ausgeschieden wurden. Wie
interessant wäre unserer Gemeinde heute eine Sammlung
solcher Auslandsbriefe.
Prescott,
Wis. Nov. 10.1880
Liebe
Mutter, Geschwister, Verwandte und Bekannte! Da nun mein
45.jähriger Geburtstag heute ist, so will ich meiner
Mutter 40 Mark senden und hoffe, daß sie es gesund
aufbraucht und hoffe, daß wenn sie etwas Geld braucht, es
mich wissen läßt und nie keine Not leidet am Essen
oder Trinken. Ich wollte etwas Mehl schicken von Bremen, aber
die Unkosten wären höher gekommen, als das Mehl und
die Leute in Bremen haben uns auch betrogen am Verkauf, so
schicken wir jetzt keines mehr dorthin. Ich hatte immer
Hoffnung, daß ich wieder ganz gesund werde, dann wäre
ich diesen Winter nach Deutschland, aber ich darf es nicht
unternehmen. Ich habe schon lange Zeit nichts mehr von Euch
gehört und auch nichts mehr von Daniel Theurer. Ich habe
Euch schon oft gesagt, Ihr sollt nicht warten bis ich schreibe,
überhaupt wenn die Mutter Geld braucht, und ich werde die
Katherine auch nicht vergessen, und wann ich lebe, will ich sie
gut bezahlen, vor was sie an der Mutter tut oder getan hat,
denn ich vergesse keines von euch, trotzdem daß keiner
von meinen ältesten Brüdern sich Zeit nimmt, uns zu
schreiben, wo ich doch weiß, daß sie am Sonntag
Zeit hätten, denn man hört immer gern von der Heimat,
wenn man auch noch so weit davon ist. Die Zeiten sind hier
jetzt auch nicht sehr gut, denn wenn uns sonst kein Unglück
betrifft, so haben wir keine Not an Lebensrnittel solange wir
leben, und wenn es nicht mehr vor meine Gesundheit gewesen
wäre, so hatte ich können noch viel mehr Geld machen,
aber ich konnte die letzten Jahre nichts mehr unternehmen,
zudem daß ich beinahe jeden Tag im Laden bin, aber nicht
gut die Ausseitsachen nachsehen, denn ich habe das Reißen
in den Gliedern, daß ich mir nicht traue. Die Doktoren
sagen, es wäre vom harten Arbeiten, denn ich habe immer so
leicht geschwitzt und die Krankheit, die ich hatte vor 9
Jahren, hat mir die Nerven schwach gemacht.
Ich
hoffe, daß Ihr die Zeilen bald erhaltet, und daß es
Euch alle in Gesundheit antrifft. Besonders die Mutter, und daß
sie ja keine Not leidet und ich werde der Katharin ihre Arbeit
gut bezahlen, was sie an der Mutter getan hat und noch tun muß.
Viele Grüße an die Mutter von meiner Frau und
Kinder. Ich hoffe, daß Ihr eine fröhliche Weihnacht
habt. Es grüßt Euch alle von Herzen
Euer
Sohn und Bruder John G. Theurer
Abschrift
aus der Chronik Fr. Schick Seite 319
Bei
derm Briefschreiber handelt es sich um Johann Georg Theurer *
10.11.1830 siehe Datei
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